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Chat&Kaffee mit…Marco Piva

Marco Piva, ein Absolvent des Mailänder Polytechnikums, war ein Gründungsmitglied von Studiodada Associati, deren Produktion zu einer der repräsentativsten der Periode des radikalen Designs wurde.

In den 1980er Jahren eröffnete er das Studio Marco Piva, dessen Tätigkeit von großen Architekturprojekten bis hin zu Innenarchitektur und Industriedesign für renommierte Möbelmarken reicht. Als Reisender, bevor er Designer wurde, studiert und entwirft er Designlösungen, die von stilistischer Freiheit durchdrungen sind. Seine Objekte sind mit Emotionalität und neuer Symbolik aufgeladen, die Farben kontrastieren jeglichen Intellektualismus und Starrheit. Er hat zahlreiche Architektur- und Innenarchitekturprojekte in Italien und im Ausland (Japan, Dubai, Russland) realisiert. Er nimmt an Seminaren, Konferenzen, Ausstellungen und Messen in Italien und im Ausland teil, ist Autor mehrerer Publikationen und hat zahlreiche internationale Preise und Anerkennungen erhalten.

Kann man nach so vielen farbig lackierten Oberflächen sagen, dass freiliegendes Holz – einschließlich Parkett – seinen dekorativen Wert in der Innenarchitektur zurückgewinnt?

Es gibt definitiv eine Rückkehr zur Verwendung von Holz für die Inneneinrichtung, um die Schönheit des Holzes zu betonen. Sogar im Parkettbereich wird mit ungewöhnlichen Formen und Oberflächen experimentiert. Es gibt sogar eine ganze Reihe von sehr ungewöhnlichen Hölzern, die sehr farbenfroh sind und fast wie Regenbögen aussehen: sehr gewagt, sehr stark, nicht sehr beruhigend, wenn Sie so wollen, aber dennoch ein Weg, den man für bestimmte Arten von Räumen oder bestimmte Arten von Kunden einschlagen könnte. Meiner persönlichen Meinung nach gewinnen jedoch immer die beruhigenden Essenzen, deren Härte und Materialart bekannt sind und die daher eine gewisse Garantie für die Verwendung und Nutzung bieten. Handelt es sich hingegen um Räume, die sich stark verändern, wie in Einkaufszentren oder Einrichtungen, dann können Sie sich an gewagtere Farbgestaltungen wagen. Im Hotelbereich haben wir zum Beispiel ganz spezielle Suiten geschaffen, in denen wir mit weißem Parkett experimentiert haben oder Holzvarianten mit kühlen, modernen Farben vorgeschlagen haben, die sich als sehr interessant erwiesen haben. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Hölzern, die auf einer dreidimensionalen Ebene mit der Materialstruktur spielen und eine sehr starke Materialwahrnehmung vermitteln, vor allem, wenn man barfuß darauf läuft.

Kann ein so spezifisches Produkt wie Parkett aktuelle Stiltrends „interpretieren“?

Meiner Meinung nach sieht der allgemeine stilistische Trend zum einen den geometrischen Aspekt als Protagonisten, weshalb die Parkettdielen immer mehr an Bedeutung gewinnen (es besteht die Tendenz, zwischen Breiten und Geometrien zu unterscheiden), und zum anderen die Möglichkeit der Kontamination zwischen verschiedenen Materialien. So können in das Parkett Einsätze aus Metall oder anderen Materialien eingearbeitet werden, die die Oberfläche reichhaltig und rhythmisch machen und nicht mehr völlig homogen sind. Die neuesten und modernsten Farben finden sich schließlich im ätherischen Parkett, das zu weiß tendiert und sehr sauber ist.

Hat Parkett keine Grenzen in der Wohnung? Kann Holz auch Wände erobern?

Parkett ist sowohl im Bad als auch in der Küche eine relativ neue Lösung, auch wenn wir aus Gründen der Sauberkeit immer noch dazu neigen, mehr Materialien wie Marmor, Keramik oder Steingut zu verwenden. Dennoch kann Parkett in diesen Räumen durchaus funktionieren, vor allem wenn sie an das Wohnzimmer angrenzen und ein Gefühl der visuellen Kontinuität zwischen den Räumen gewünscht ist. Natürlich muss das Wesen des Parketts sorgfältig auf seine Widerstandsfähigkeit geprüft werden, gegebenenfalls mit speziellen Behandlungen. Die Verwendung von Boiserien birgt zweifellos ein großes Potenzial. Bei unseren Interventionen setzen wir sie häufig ein, um den Reichtum und die Einzigartigkeit der Projekte zu betonen, bei denen von Zeit zu Zeit eine Ad-hoc-Verkleidung auf der Grundlage eines Entwurfs entwickelt wird.

Das Konzept des Parketts beinhaltet auch ökologische Überlegungen. Inwieweit können diese Ihrer Meinung nach die Kaufentscheidungen beeinflussen?

Das Thema ökologische Nachhaltigkeit ist heute sehr präsent, und die Menschen entscheiden sich für das gleiche Produkt, das umweltfreundlicher ist. Die zunehmende ökologische Sensibilität rechtfertigt daher die von den Unternehmen vorgeschlagenen Nachhaltigkeitsvorteile.

Wie beurteilen Sie die Ausbildung neuer Talente in den Bereichen Architektur und Design und deren Beziehung zu Unternehmen?

Unser akademisches Personal gehört in diesem Bereich sicherlich zu den besten, die international anerkannt sind. Unsere jungen Nachwuchskräfte können eine umfassende und strategische Ausbildung genießen. Leider muss man jedoch zugeben, dass die aktuelle Krise das Verhältnis zwischen Industrie und Designern verändert hat. Die Industrie durchläuft eine Phase großer Schwierigkeiten angesichts eines Marktes, sowohl in Italien als auch im Ausland, der zwar nicht zum Stillstand gekommen ist, sich aber deutlich verlangsamt hat und sehr selektiv geworden ist. Aus diesem Grund ziehen es die qualifiziertesten Unternehmen vor, in die Arbeit der erfahrensten und bekanntesten Designer zu investieren. Der Platz für junge Leute ist heute auf echte Talente beschränkt.

Individueller Stil und globaler Ansatz, was halten Sie davon?

Mittlerweile gibt es keinen Ort auf unserem Planeten mehr, der nicht entdeckt wurde. Die Wissenschaft hebt Entfernungen mit ein paar Flugstunden, einem Mausklick, einem Chat auf Skype auf. In meinem Designprozess habe ich mich immer auf ausländische Werke bezogen. Es gibt viele historische Vorbilder. Meine Referenzen sind jedoch vor allem typologisch-organisatorischer Art, weniger formaler Art, da ich es vorziehe, von Zeit zu Zeit mit verschiedenen Lösungen zu experimentieren, um Projekte zu entwickeln, die Aspekte des formalen Charakters mit Aspekten des technologischen Charakters verbinden. Mein Stil basiert auf einer neuen Renaissance, einer Neuinterpretation der Eleganz mit Anklängen an das Zeitgenössische, mit einem Schwerpunkt auf Material, Forschung und Einfachheit der Form.

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